Die Zersetzung von Schweinebraden durch die Stasi
Schweinebraden soll "zersetzt" werden
Es wird erst eine, dann weitere Zersetzungsmaßnahmen eingeleitet. Die "feindlich-negative Person" Schweinebraden soll mit verdeckten Methoden zerstört werden, das heißt in den Wahnsinn oder gar in den Suizid getrieben oder zur Flucht aus der DDR gezwungen werden. Systematisch versucht die Stasi, den Galeristen in seiner Umgebung bloß zu stellen. Verdeckte Mitarbeiter beschmieren beispielsweise die Wände seines Wohnhauses mit Fäkalien, damit sich die Nachbarn vor ihm ekeln. Sie versuchen, einen Keil zwischen ihn und seine Lebensgefährtin zu treiben, indem sie ihr Pornozeitschriften aus Westberlin schicken, damit er glaubt, sie habe eine Affäre. Schweinebraden und seine Lebensgefährtin ahnen nichts. "In unserem Freundeskreis gab es den ein oder anderen Verrückten, dem wir diese Spielchen zugeschrieben haben." Ihnen ist aber bewusst, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit bespitzelt werden und eventuell auch ihr Telefon abgehört wird. Insgesamt acht Maßnahmepläne mit zahlreichen derartigen Schikanen laufen gegen den Galeristen. So wird auch überlegt, wie der Galeriebetrieb gestört werden könnte. Die Stasi erwägt zum Beispiel, eine Horde von verkleideten Punks auf eine Veranstaltung zu schicken, um daraufhin mit der Volkspolizei eingreifen zu können. Doch diese Einzelmaßnahme wird nicht eingeleitet. Ein Vermerk in der Stasi-Akte konstatiert: "Beobachtungsobjekt ist zu intelligent, um dies nicht als Maßnahme unsererseits zu erkennen."
Was Schweinebraden nicht ahnt: Die ganze Wohnung ist verwanzt, und die Akte des OV ARKADE umfasst am Ende 17 Ordner mit 8000 Seiten . Stasi zersetzt sich selbst Von all diesen (Stasi-) Maßnahmen erfährt (der Galerist) Schweinebraden erst nach der Wende, als er seine Akte einsieht. Eine heitere Lektüre: "Ich musste immer wieder lachen. Das war natürlich ziemlich unangebracht, weil andere Leute um mich herum beim Lesen ihrer Akten heulten. Aber ich konnte nicht anders. Was diese Idioten alles versucht haben, um mir zu schaden…"
Und lachen musste er vor allem auch deshalb, weil derart viele Abteilungen mit ihm und seiner Galerie befasst waren, dass sich die Staatssicherheit gegenseitig auf die Füße trat. So verschickte beispielsweise die eine Abteilung in seinem Namen Einladungskarten für eine Ausstellungseröffnung, die es gar nicht gab. "Sie wollten damit wohl erreichen, dass vor meiner Tür lauter Leute stehen, ein dummes Gesicht machen und ich damit als unzuverlässig gelte." Das Absurde daran war aber, dass eine andere Abteilung der Stasi eben jene Einladungskarten abfing – in dem Glauben, Schweinebraden habe die Einladungen tatsächlich verschickt. So hebelten sich die Abteilungen bei ihren "Maßnahmeplänen" manchmal gegenseitig aus.
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