Wie quietschende Kreide....

Was für ein Theater...


Oda Thormeyer geht als Rakel volles Risiko und spielt mit der nervenangreifenden Intensität eines Stückes Kreide, das auf einer feuchten
Tafel quietscht. Das ist als Kompliment (!) gemeint. Denn die Rolle
der Rakel hat nun einmal so gar nichts Würdevolles mehr. Für
Weicheier-Schauspielerinnen, die sich um ihre intakte Anmut sorgen,
ist das nichts.
Regisseur Luk Perceval wird im Herbst Oberspielleiter des Hamburger
Thalia-Theaters. „Nach der Probe“ ist eine Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover, die später am Thalia gezeigt werden soll
(dann mit Nadia Schönfeldt anstelle von Picco von Groote). Viele
Rückschlüsse auf die künstlerische Marschrichtung in Hamburg kann
man daraus allerdings noch nicht ziehen. Denn Perceval hat sich diesmal
respektvoll zurückgehalten. Nichts vom abgefuckten Zynismus,
mit dem er kürzlich an der Berliner Schaubühne Schnitzlers Kleinod
„Anatol“ durch den Wolf drehte, ohne irgendeinen Erkenntnisgewinn
oder eine sichtbare Idee. Stattdessen gibt es außer einem bisschen Kletterei über die Sitze und einer kleinen Ekstase vor der Windmaschine erfreulich wenige Regieeinfälle. Die vergifteten Messer, die sich die Figuren in ihrem
von keiner Genfer Konvention gebändigten Psychokrieg in die Seelen
stechen, entfalten ihre dramatische Wirkung umso zuverlässiger.
Termine: 30. Januar, 8. und
13. Februar, Karten (0511) 9999 1111

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