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Es werden Posts vom März, 2010 angezeigt.

„Man wird eher vom Küssen schwanger, als vom Zölibat pädophil“ Interview mit Hans-Ludwig Kröber

Also, wenn Der Spiegel mit 94 Tatverdächtigen in 15 Jahren kommt, dann ist das für jemanden der sich kriminologisch ein bisschen auskennt eine verblüffend geringe Zahl. Das hieße, dass das aktuelle Risiko des sexuellen Missbrauchs in Einrichtungen der katholischen Kirche noch viel geringer ist, als ich das zuerst vermutet hätte. Sind sie selber eigentlich katholisch? Nein. Ich bin von Haus aus ein militanter Lutheraner, allerdings nicht gottgläubig. Wenn ich in einer katholischen Messe bin, was selten genug passiert, kommt mir das immer noch ein wenig wie Hokuspokus vor.

Aus Kommunismus wird Nationalismus

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Salon.eu.sk (Slowakei), 24.03.2010 Salon hat eine in der Gazeta Wyborcza veröffentlichte Rede Adam Michniks ins Englische übersetzt, in der er den Nationalismus als böse Hinterlassenschaft des Kommunismus in Osteuropa anprangert : "Mit bitterem Zynismus meinte Cioran : 'Das Volk, wie es ist, befördert Despotismus . Es hält große Prüfungen aus, manchmal verlangt es sogar nach ihnen und dann rebelliert es gegen sie, nur um wieder neue, noch monströsere als die vorherigen zu suchen.' Zum Glück ist der Kommunismus ausgestorben. Aber er hat den Nationalismus zurückgelassen, der von Leuten praktiziert wird, die ein tierisches Vergnügen daraus ziehen, ihre Humanität zu verleugnen. Er lebt in Form von Nostalgie, einer Phobie, einer antidemokratischen, antiliberalen, antieuropäischen und antiamerikanischen Ideologie. Menschen, die so denken, trifft man in allen politischen Eliten in allen postkommunistischen Ländern - von Bukarest und Moskau bis Berlin, ...

Politik- nur in Italien? oder überhaupt?

Le Monde (Frankreich), 27.03.2010 Berlusconi hat bei den Regionalwahlen überraschende Erfolge gefeiert, unter anderem in Süditalien ( mehr dazu hier ). Hatte der Journalist Roberto Saviano recht, als er letzte Woche in Le Monde eine internationale Kontrolle der Wahlen insbesondere in den von der Mafia kontrollierten Gebieten forderte ? Allein in Kalabrien liefen gegen 35 der 50 Regionalpolitiker Ermittlungsverfahren oder sie seien schon verurteilt. Saviano, der seit seinem Buch über die Camorra unter Polizeischutz leben muss, rechnet in seinem Text mit der italienischen Politik gnadenlos ab. "Man geht hier in Italien grundsätzlich davon aus, dass die Politik keine Richtung hat, keine Ideen, keine Konzepte. Deshalb erwarten und rufen die Leute nach etwas anderem... Sie hat keinerlei Glaubwürdigkeit mehr. Nichts als ein leeres Gehäuse , das man mit Worten füllen kann und mitunter selbst das nicht mehr. Und so kommt es dazu, dass man vielleicht nich...

Das indische Kastensystem lebt noch:

Namit Arora bespricht die Erinnerungen des "Unberührbaren" Omprakash Valmiki . [...] In den letzten zwei Absätzen nimmt er seine Kritiker vorweg : 'Bis heute bleibt die Kaste ein herausragender Faktor im sozialen Leben. So lange die Leute nicht wissen, dass du ein Dalit bist, läuft alles gut. In dem Augenblick, in dem sie über deine Kaste Bescheid wissen, ändert sich alles. Das Gemurmel schlitzt deine Adern wie ein Messer auf. Armut, Analphabetentum, gescheiterte Existenzen, der Schmerz, draußen vor der Tür zu stehen - was können die zivilisierten Savarna Hindus davon wissen? Warum ist meine Kaste meine einzige Identität? Viele Freunde weisen mich auf die Lautstärke und Arroganz meines Schreibens hin. Sie unterstellen mir, dass ich mich in einen engen Kreis eingeschlossen habe. Sie sagen, dass der literarische Ausdruck auf das Universelle zielen sollte. Ein Schriftsteller sollte sich nicht auf ein enges, begrenztes Lebensgebiet beschränken. Das heißt, wenn...

Die Schönheit des neuen Berliner Hauptbahnhofes

Es war kurz nach der Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofes, als ich bei mir daheim eine Handvoll Persönlichkeiten des Berufs- und Straßenlebens mit gemischten Salznüssen verwöhnte. Durch das heimelige Knuspern in polemische Laune gebracht, äußerte ich die Auffassung, dieser Hauptbahnhof sei nichts als ein weiterer armseliger Glaskasten, ein mit vierzig Jahren Verspätung in die Tat umgesetzter Jacques-Tati-Alptraum, eine überdimensionierte Shopping-Mall, die auch in Cleveland/Ohio stehen könnte – die selbst in einem langen Architektenleben seltene Gelegenheit, für eine Millionenstadt einen repräsentativen neuen Bahnhof zu bauen, hätte Albert Speer sicherlich besser genutzt. Haben meine Gäste daraufhin entrüstet meine Wohnung verlassen und gesagt, sie würden erst wieder für weitere Gespräche zur Verfügung stehen, wenn ich mich bei Meinhard von Gerkan, dem Architekten des Berliner Hauptbahnhofes, entschuldigt hätte? Haben sie nicht. Sie widmeten sich unbekümmert meinem Nußsortiment ...

Der Hund wird umarmt und der Topf weggeschmissen...

"Ich möchte mir erlauben (sagt der Autor; nicht ICH!), im Verlauf der folgenden Zeilen auf mein liebstes Netztagebuch hinzuweisen; es heißt «German Joys» und wird von einem Ausländer verfaßt, den es beruflich nach Düsseldorf verschlagen hat. Um was für eine Art von Ausländer es sich genau handelt, dazu später. Was Expatriats über Deutsches zu sagen haben, ist im Prinzip immer interessant. Zwar lügen sie meist, aus Höflichkeit, und bisweilen sind sie auch dumm und kriegen nicht viel mit, aber einige sind klug und bemerken die richtigen Dinge. Vor kurzem war von einem pakistanischen Ethnologen zu lesen, der Deutschland zum Gegenstand seiner Forschung erkoren hat. Ihm ist z. B. aufgefallen, daß Deutsche einander oft knapp und wenig herzlich begrüßen, für die Verabschiedung dafür um so länger benötigen. Vom knappen Begrüßenausgenommen seien lediglich Hunde. Er berichtet von Hausbesuchen, in denen Frauen sich auf den Teppich knieten, um den Hund des Gastgebers zu umarmen und ausgiebig ...

"Mein Lieblingsmoment bei der diesjährigen Oscar-Verleihung...

war... die Verleihung des Kurzfilm-Oscars. Da nämlich sprach ein junger schwarzer Regisseur seine Dankesworte ins Mikrofon, als eine ältere rothaarige Dame im lila Abendkleid auf die Bühne rauschte, ihm das Wort abschnitt und sagte:" Let 's the woman talk ." Kam mir irgendwie bekannt vor... Tatsache ist, dass es sich um die Produzentin handelte, die sich mit dem Regisseur beim Dreh so zerstritten hatte, dass sie vor Gericht landeten und seither kein Wort mehr miteinander gesprochen haben, also auch nicht ausmachen konnten, wer spricht, falls sie tatsächlich gewinnen. Ihre Verspätung auf der Bühne erklärte die Produzentin damit, dass die Mutter des Regisseurs versucht habe, ihr mit ihrem Gehstock den Weg zu blockieren...." (FAZ, Michael Althen )

Einen aus einer Milliarde ausfindig machen...

Im Magazine erzählt uns Tom Downey was über Chinas Cybertrupps und ihre human-flesh search. Das bedeutet nicht Suche nach Menschenfleisch, sondern Suche durch Menschenfleisch. Und das funktioniert so: Eine Frau stellte in China ein Video online, auf dem sie mit spitzen Stilettos eine kleine Katze tot tritt. Darüber empörte sich die Netzgemeinde in einem großen Onlineforum derart, dass sie beschließt, gemeinsam die Mörderin ausfindig zu machen. "Ein Netizen namens Beacon Bridge No Return fand den ersten Hinweis im Katzenmörder-Fall. 'Es gab eine Credit-Information vor der Zerquetschung, www.crushworld.net', schrieb der Leser. Netizens verfolgten die Email-Adresse der Seite zurück zu einem Server in Hangzhou, einige Stunden von Schanghai entfernt. Ein nachfolgender Eintrag beschäftigte sich mit der Örtlichkeit im Video: 'Kennen Leser aus Hangzhou diesen Ort?' Anwohner berichtet, dass es in ihrer Stadt keinen solchen Ort gebe wie im Video gezeigt. Aber die Netizens re...

"Der Präsident lächelte!"

"....Daneben sind Auszüge aus den Erinnerungen Karskis zu lesen, der Roosevelt 1943 - erfolglos - über die Vernichtungslager informiert hatte und 1944 seine Erinnerungen veröffentlichte, die in Frankreich nun neu aufgelegt wurden (siehe hierzu auch einen Artikel im aktuellen Figaro): "Als ich den Präsidenten verließ, war er immer noch genauso frisch, erholt und lächelte wie zu Beginn des Gesprächs. Ich dagegen fühlte mich sehr müde."....

Echsendamen investieren in Töchter!

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Es lässt einem immer wieder die Haare zu Berge stehen, wenn man liest, wie man in der Tierwelt vorgeht: Die Tiere wissen angeblich genau, welchen Geschlechtspartner sie warum auswählen. Die Echsendame überlegt z.B. nach Ansicht der Wissenschaftler, ob ihr derzeit ein großer oder ein kleiner Partner besser gefällt und ob dies für die gesamte Art gerade besser ist oder nicht. Solches Gedankengut war in der Nazizeit auch populär: Der Staat gab die Richtlinien heraus, wie es mit der Fortpflanzung der Rasse weitergehen sollte. Oder wählt inzwischen auch eine junge Frau ihren Partner danach aus, dass dem Volk ein besonders großer Segen daraus erwächst? FORTPFLANZUNG Größe des Vaters beeinflusst Geschlecht Die Weibchen des Bahamas-Anolis (Anolis sagrei) haben eine ungewöhnliche Methode entwickelt, um die Überlebenschancen ihres Nachwuchses zu optimieren: Anhand der Größe des Männchens entscheiden sie, ob sie mehr männliche oder weibliche Junge bekommen wollen. Das haben nun Robert Cox und Ry...