Indien Von Georg Blume, Neu Dehli | © DIE ZEIT, 14.05.2009 Nr. 21 Indien vor dem Ende der Wahl: Wie die Gouverneurin Mayawati, eine Unberührbare, die Eliten das Fürchten lehrt Geboren im Slum von Delhi: Mayawati begrüßt ihre Anhänger in Neu Delhi Mayawati, die Unberührbare, steht auf einer hölzernen Wahlkampfbühne in der nordindischen Stadt Moderabad. Tausende Menschen starren auf sie. Früher durfte man eine wie sie in Indien straflos einpferchen, füttern, zur Arbeit prügeln. Sie hätte nicht aus den Wasserbrunnen der Menschen trinken können. Die Dalit, zu denen Mayawati gehört, galten als kastenlos, sie verrichteten die niedrigste Arbeit, sie taugten nicht zum Menschsein. Doch jetzt jubeln Tausende Menschen Mayawati zu, dunkle Gestalten in Lumpen. Zahnlose Omas, abgearbeitete Männer, halb nackte Kinder. Mayawati will ihnen eine Stimme geben und ein Gewicht in der indischen Politik. Niemand, kein Gandhi, kein Nehru, kein großer König in der langen Geschichte Indiens, hat da...